ÖÄK, Ausbildung

Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer fordert die Länder auf, die Ärzte-Ausbildung endlich ernst zu nehmen. Österreich braucht flächendeckend Ausbildungsoberärzte – und zwar ausnahmslos in jeder Abteilung, in der im Spital ausgebildet wird.  

Seit 1. Jänner 2023 sind die Bundesländer für wesentliche Agenden der Ärzteausbildung in Österreich zuständig – nämlich für die Bewilligung von Ausbildungsstellen genauso wie für die Qualitätskontrolle. Eine Kompetenz, die der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) trotz jahrzehntelanger erstklassiger Erfüllung auf Betreiben der Länder entzogen wurde. An den Spitalsträgern liegt es nun, die konkreten Rahmenbedingungen für eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer, ist es viel zu ruhig an dieser Front: „Die Arbeitsbelastung der Ärzte in den Spitälern nimmt weiter zu und Ausbildung kann nicht als zusätzliches, zeitraubendes Hobby unserer Ärztinnen und Ärzte betrachtet werden – es wäre ein überfälliges Zeichen der Wertschätzung, wenn die Spitalsträger jetzt mindestens einen Gang hochschalten könnten und flächendeckend Ausbildungsoberärzte installieren würden, und zwar ausnahmslos in jeder Abteilung im Spital, in der ausgebildet wird. Die Ressourcen für Ausbildung müssen sofort drastisch erhöht werden – personell und auch zeitlich, denn die Ausbildung von Jungärztinnen und Jungärzten ist kein Hobby, sondern eine Verpflichtung und Teil des ärztlichen Selbstverständnisses.“

Die Ist-Situation mache es nötig, hier schleunigst zu handeln, befindet der ÖÄK-Vizepräsident: „Momentan sieht es, was die Ausbildung unserer Ärztinnen und Ärzte angeht, eher düster aus. In einigen eigentlich attraktiven Fächern, zum Beispiel der Radiologie, sind mehr als 40 Prozent der bereits bewilligten Ausbildungsstellen aus unerklärlichen Gründen unbesetzt. Ich fordere die Länder und ihre Gesundheitsträger auf, ihre Hausaufgaben zu machen und die Ausbildung unserer Ärztinnen und Ärzte zu ermöglichen – und zwar bestmöglich für die Lehrenden wie die Lernenden. Sonst steuern wir in zweierlei Hinsicht auf ein Fiasko zu – zum einen, dass uns die Jungärztinnen und Jungärzte davonlaufen, weil sie keine Lust haben, jahrelang auf Wartelisten zu versauern ehe sie einen Ausbildungsplatz bekommen und zum anderen, dass die Qualität der Ausbildung unter dem massiven Zeitmangel der Lehrenden leidet – beides wäre fatal für die österreichische Gesundheitsversorgung.“

Denn beides würde sowohl den schon jetzt akuten Ärztemangel befeuern und letztlich dazu führen, dass künftig auch Qualitätsverluste bei der Patientenbetreuung zu erwarten sind. Mayer: „Die Ausbildung ist der Grundstein für eine gut funktionierende Versorgung und sorgt für motivierte Ärzte und schließlich auch für zufriedene, bestens betreute Patienten. Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung dürfen nicht als Versorgungsposten betrachtet werden.“ Die Zeit müsse genutzt werden, um ärztliche Kompetenzen zu erwerben – und nicht, um Hilfsarbeiten auszuführen. „Um mehr Personal für die Ausbildung und die von mir geforderten Ausbildungsoberärzte einsetzen zu können, benötigen die Krankenhausträger aber mehr Budget“, unterstreicht Mayer: „Ende 2021 wurde ja vom Bund ein 750-Millionen-Euro-Spitalspaket beschlossen. Das war und ist begrüßenswert und wurde ja auch an die Länder überwiesen – aber es muss auch endlich dorthin fließen, wo unsere allerwichtigste Ressource liegt, zum Spitalspersonal. Im Finanzausgleich müssen die entsprechenden Mittel dafür freigegeben werden. Dafür müssten die Geldhähne aber erstmal aufgedreht werden – hier spart man an falscher Stelle und auf Kosten der heimischen Gesundheitsversorgung.“