VORARLBERG, WELTFRAUENTAG

Frauenanteil in Ärzteschaft bei gut 45 Prozent, Kammer fordert bessere Kinderbetreuung

Die Medizin in Vorarlberg wird immer weiblicher. Das teilt die Ärztekammer für Vorarlberg anlässlich des diesjährigen Weltfrauentags am Freitag mit. Aktuell zählt die Vorarlberger Ärzteschaft 1.852 aktive Mitglieder, 835 davon sind Ärztinnen. Damit liegt der Frauenanteil bei mehr als 45 Prozent. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag der Frauenanteil innerhalb der Vorarlberger Ärzteschaft bei 38 Prozent, vor 20 Jahren bei 29 Prozent.

Auffallend ist, dass es deutlich mehr Spitalsärztinnen gibt als Ärztinnen in eigener Praxis. Die Kurie der angestellten ÄrztInnen zählt derzeit 586 Frauen, jene der niedergelassenen ÄrztInnen 249. Wesentlicher Grund für dieses Ungleichgewicht ist die Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Auch bei Ärztinnen und Ärzten ist Kinderbetreuung noch vorwiegend Frauensache. Laut Umfrage der Österreichischen Ärztekammer übernehmen 67 Prozent aller Ärztinnen mit Kindern den Großteil der Betreuung selbst, in etwa sechs Prozent der Fälle übernimmt das der Partner und nur in den restlichen Fällen ist die Betreuung gerecht aufgeteilt.

Im niedergelassenen Bereich fehlten ausreichend bedarfsgerechte Kinderbetreuungsangebote, sagt Alexandra Rümmele-Waibel, Kinderärztin in eigener Praxis und Kurienobfrau der niedergelassenen ÄrztInnen: „Eine Ordination kann nicht immer pünktlich geschlossen werden, die Kinder müssen aber pünktlich von der Betreuungseinrichtung abgeholt werden.“ Zudem seien solche Einrichtungen im Land nicht flächendeckend vorhanden, vor allem nicht für ganz junge Kinder. Hinzu kämen die Ferienzeiten, da könne man die Ordination nicht einfach wochenlang schließen.

Die Einführung des Job-Sharing, bei dem sich zwei Ärztinnen eine Kassenstelle teilen, führe mittlerweile zwar zu mehr Flexibilität für die Familienplanung und zu familienfreundlichen Arbeitszeiten. Das reiche aber noch nicht, sagt Rümmele-Waibel. Sie fordert ein Karenzmodell für niedergelassene Ärztinnen: „Damit könnten wir viel mehr junge Kolleginnen dazu motivieren, in die Selbständigkeit zu gehen, ohne sich einem hohen finanziellen Risiko durch eine Schwangerschaft auszusetzen.“ Hier liefen bereits Gespräche mit der Österreichischen Gesundheitskasse.

Deutlich besser seien die Kinderbetreuungsangebote in den Spitälern. Hier zeige sich aber oft noch ein längst überholtes Rollenbild, sagt Ruth Krumpholz, Primarärztin am Landeskrankenhaus Bludenz und stellvertretende Kurienobfrau der angestellten ÄrztInnen: „Männliche Abteilungsleiter nehmen oft zu wenig Rücksicht und fördern Frauen zu wenig, und immer noch nehmen sich viele Frauen zugunsten ihrer Ehemänner zurück und verzichten auf ein berufliches Fortkommen.“ Zudem seien vor allem jüngere Spitalsärztinnen immer weniger bereit, in Vollzeit zu arbeiten: „Neben der Karenzzeit ist es vor allem die Teilzeit, mit der sich Frauen viele Karrieremöglichkeiten im Spital verbauen.“ In der Ausbildung gebe es noch sehr viele Ärztinnen, Fachärztinnen gebe es schon nicht mehr so viele, nur wenige arbeiteten als geschäftsführende Oberärztinnen und Primarärztinnen gebe es in Vorarlberg überhaupt nur drei. Für Krumpholz steht jedenfalls fest: „Auch wenn die Medizin im Land immer weiblicher wird, in den Führungsebenen ist das noch nicht spürbar.“