Ergebnis der Vorarlberger Patienten*innenbefragung: Hohe Zufriedenheitswerte für medizinische Versorgung im Land
Vorarlberg, Patientenbefragung
Gute Noten für Wahlärzt*innen – schnellere Termine und mehr Zeit
„Wenn wir Verbesserungen für unser Gesundheitssystem erreichen wollen, müssen wir auch die Patient*innen anhören und ernst nehmen. Gerade die permanente Kritik von Politik und ÖGK am Wahlarztsystem beweist, wie weit entfernt diese oft absurden Forderungen von den tatsächlichen Bedürfnissen der Patient*innen sind“, erklärt Ärztekammer-Präsident Burkhard Walla. Eine repräsentative Befragung bringt dagegen ein klares „Ja der Patient*innen zu den Wahlärzt*innen“: Mehr als zwei Drittel besuchen Wahlärzte und Wahlärztinnen, weit über 80 Prozent sind mit der Behandlung zufrieden und mehr als die Hälfte hält die Kritik von Politik und Krankenkasse am Wahlarztsystem für ungerechtfertigt.
Die Patientenbefragung spiegelt die Realität des angespannten Gesundheitssystems in Vorarlberg wider. Dennoch besteht eine allgemein hohe Zufriedenheit mit der ärztlichen Versorgung in Vorarlberg – sowohl bei Kassenärzt*innen, Wahlärzt*innen und Spitalsärzt*innen. Über die Hälfte ist mit der Gesundheitsversorgung in Vorarlberg sehr zufrieden und zufrieden, weniger und nicht zufrieden sind dagegen nur ca. 15 Prozent. „Ein positives Ergebnis, auf das wir insgesamt stolz sein können und das beweist, dass die Leistungen der Vorarlberger Ärzteschaft von den Patient*innen durchgehend anerkannt und geschätzt werden“, fasst Burkhard Walla zusammen.
Verantwortung für die eigene Gesundheit
Die eigene Gesundheit ist ein individuelles Thema, das die
Menschen gerne für sich entscheiden. Dazu gehört die Freiheit, den
oder die Ärzt*in des Vertrauens selbst wählen zu können. Entsprechend
hoch ist die Bereitschaft bei drei Viertel der Befragten, einen Teil
der Behandlungskosten selbst zu tragen. Nur für acht Prozent kommt das
nicht in Frage.
Die große Mehrheit von über zwei Drittel der Vorarlberger Patient*innen nimmt die Leistungen von Wahlärzt*innen in Anspruch. Zwei Drittel von ihnen besuchen bis zu drei Mal im Jahr einen Wahlarzt bzw. eine Wahlärztin, ein Drittel bis zu sechs Mal und häufiger.
Hohe Zufriedenheit: „Fühle mich in guten Händen“
Es gibt verschiedene Gründe, warum sich Patient*innen für eine
Wahlärztin oder einen Wahlarzt entscheiden: Die freie Wahl des
Arztes/der Ärztin und die fachliche Kompetenz im Sinne eines
Spezialisten/einer Spezialistin, das persönliche Vertrauen und dass
sich die Medizinerinnen oder der Mediziner ausreichend Zeit nehmen
kann. Der meist genannte Grund ist jedoch die Aussage: „Ich fühle mich
in guten Händen“, erst dann kommt der rasche Behandlungstermin.
Überaus positiv sind die Bewertungen der Befragten, wenn sie an ihren letzten Besuch bei einem Wahlarzt oder eine Wahlärztin denken. 87 Prozent waren sehr zufrieden und zufrieden. Als Begründung für diese hohe Zufriedenheit nach der Behandlung wurde an erster Stelle das fachliche Knowhow genannt, gefolgt vom raschen Termin und der freundlichen Atmosphäre. Nicht zufrieden mit der Behandlung waren 0,6 Prozent, als Hauptgrund dafür wurde vor allem eine lange Wartezeit und zu wenig Zeit des Arztes/der Ärztin genannt.
Rückerstattung der Sozialversicherung könnte besser sein
Wahlarztrechnungen können bei der jeweiligen Sozialversicherung
eingereicht werden und bis zu 80 Prozent des Kassentarifs werden
rückerstattet. Das sind oft nur geringe Beträge, beispielsweise erhält
eine bei der ÖGK-versicherte Person nur 20,08 Euro für ein
20-minütiges Facharztgespräch refundiert. Der Prozess der Einreichung
einer Wahlarztrechnung bei den Sozialversicherungen wird mehrheitlich
als akzeptabel und einfach beurteilt. 60 Prozent kritisieren, dass die
Höhe der von der Kasse erstatteten Beiträge für einen Wahlarztbesuch
zu niedrig sind, für ein Drittel sind sie gerade richtig.
Kritik am Wahlärztesystem - nicht gerechtfertigt
In Vorarlberg gibt es aktuell im Facharztbereich 188
Kassenärzt*innen und 263 Wahlärzt*innen, davon sind 156 ausschließlich
als Wahlärzt*innen in der Niederlassung tätig. In der Allgemeinmedizin
sind es 165 Kassenärzt*innen und 66 Wahlärzt*innen, 54 arbeiten
ausschließlich als Wahlärzt*innen in der Niederlassung. Das bestehende
Angebot an Wahlärzten und Wahlärztinnen im Land wird mit über 60
Prozent Zustimmung als insgesamt ausreichend beurteilt. 22 Prozent
wünschen sich mehr, 17 Prozent meinen, es gibt bereits zu viele.
Unabhängig von der persönlichen Entscheidung, einen Wahlarzt oder eine Wahlärztin aufzusuchen oder nicht, gibt es für die Kritik von Politik und ÖGK am Wahlarztsystem wenig Zustimmung. Die Hälfte der Befragten hält die Kritik für überzogen, lediglich ein geringer Teil, nämlich 25 Prozent der Befragten, hat dafür ein gewisses Verständnis.
Wahlärztesprecher Lukas Kraus: Wahlärzte sind Teil der Versorgung
„Die Ergebnisse bestätigen, was wir in unseren Ordinationen
täglich erleben, nämlich eine hohe Zufriedenheit und Wertschätzung der
Patienten und Patientinnen für die Leistungen der Wahlärzt*innen,“
erklärt Lukas Kraus, Hautarzt in Dornbirn und Sprecher der
Wahlärzt*nnen in der Ärztekammer. Die Stimme der Patient*innen sollte
gehört werden, anstatt permanent das System der Wahlärzt*innen zu
kritisieren und schlecht zu machen. Die Wahlärzt*innen sind gemeinsam
mit den Kassenärzt*innen ein wichtiger Teil der Versorgung, betont
Kraus und nennt ein Beispiel: Im Bezirk Dornbirn gibt es drei
Kassenordinationen für Dermatologie, die Versorgung der Bevölkerung
wird von sechs Hautarzt-Wahlarztpraxen allein in der Stadt Dornbirn unterstützt.
Im Interesse der Patient*innen gibt es eine klare Forderung der Wahlärzt*innen an die Politik, bekräftigt Lukas Kraus: „Lasst uns in Frieden arbeiten und hört auf ein funktionierendes System schlecht zu machen, nur um von den eigentlichen Problemen abzulenken. Diese Debatte hilft weder den Patient*innen noch der Versorgungssituation.“
Burkhard Walla: Es braucht mehr Geld für neue Kassenstellen
In Vorarlberg haben Ärztekammer, Krankenkasse und Land bislang
große Anstrengungen unternommen, um zusätzliche Kassenstellen zu
schaffen. So konnten seit 2012 im Gegensatz zu anderen Bundesländern
mehr als 30 Kassenstellen im Land finanziert werden. In Zukunft ist
das nicht mehr möglich, erklärt Ärztekammerpräsident Burkhard Walla,
denn das Finanzierungslimit ist mehr als erreicht. Der von Land und
Kassen vorgeschlagene Stellenplan für Kassenärzt*innen orientiert sich
am Bevölkerungsschüssel und wird aus einem gedeckelten Budget
finanziert. In diesem Jahr können aus diesem Topf der Krankenkasse
keine zusätzlichen Stellen geschaffen werden. Burkhard Walla: „Um die
momentane kassenärztliche Versorgung nur aufrecht zu erhalten, sind
zusätzliche Mittel notwendig. Wir brauchen allerdings weitere
Kassenstellen für die wachsenden Anforderungen einer älter werdenden
Gesellschaft. Politik und Kasse müssten daher froh sein, dass es
Wahlärzt*innen gibt, die das System unterstützen.“ Der Anteil für die
Vergütung der Patientenhonorare bei den Wahlärzten und Wahlärztinnen
am gesamten Kassentopf in Vorarlberg liegt bei sieben Prozent. Sollte
der Wahlarzt-Rückersatz gestrichen werden, wie dies von der Politik
gefordert wird, würde das zu einer tatsächlichen 2-Klassenmedizin mit
enormen Nachteilen und hohen Kosten für die Patient*innen führen,
warnt Walla.
Wahlärzte in Vorarlberg – Zahlen
Im Facharztbereich sind von 263 Wahlärzt*nnnen 156 nur in der
Niederlassung tätig. 107 arbeiten in einer Wahlarztpraxis und haben
zusätzlich einen Dienstgeber/eine Dienstgeberin (Krankenhaus, aks,
PVA, etc.)
In der Allgemeinmedizin sind 54 Wahlärzt*innen nur in der Niederlassung tätig. 12 Allgemeinmediziner*innen haben zusätzlich zu ihrer Ordination einen Dienstgeber bzw. eine Dienstgeberin.
Fakten zur Patientenbefragung 2023
Das „Institut für Management & Marketing“ (Lustenau) führte
im Monat Mai 2023 eine Patient*innenbefragung bei der Vorarlberger
Bevölkerung durch. Die Datenerhebung wurde mittels einer
Onlinebefragung abgewickelt. Insgesamt konnten 483 vollständige und
gültige Fragebogen in die Auswertung aufgenommen werden.
Die Stichprobengröße garantiert höchste Repräsentativität und Validität der Ergebnisse. Die Streuung der Befragten über die Alter, Bezirk und Geschlecht entspricht der tatsächlichen Verteilung im Land, welche mit den Zahlen der Vorarlberger Landesstatistik (Stand 31.03.23, Gesamtbevölkerung 407.911) abgeglichen wurden.